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die umwendung der ganzen seele

Anderzeit ist die Frage ›Was ist an der Zeit?‹, nicht ihre Antwort. Diese obliegt dem aktuell Antwortenden und seinen Hörern. ›Vier Tage Gespräch‹ antwortete anderzeit 2007;



wir haben die uns geeignet erscheinenden Bedingungen hergestellt, als einen Verweis auf die Sphäre des gesprochenen Wortes. Die Frage trieb uns weiter von Begegnung zu Begegnung und wir arbeiteten das Jahr 2008 an ›92 Stunden Menschen‹. In das Zentrum dieser Begegnung stellten wir die ›Æsthetische Erfahrung‹ als einen flexiblen Grenzbegriff, der verweist auf die Vielschichtigkeit des Erlebens und Weltwahrnehmens, auf die Augen eines Anderen und auf die Sphäre der Kunst, die jenseits logisch-rationaler Denkstrukturen die Ausgangsfrage fortbildet. 2009 bewegen wir uns hin auf ›Anderzeit 3 – 3000 Minuten Bewußtsein‹.

In den Fokus stellen wir ›Das Höhlengleichnis‹ von Platon. An der Zeit? An einer langen Zeit. Ein fast 2500 Jahre alter Text, dessen Wurzeln und Quellen in den alten Mysterien liegen und der bis heute eine lebendige Rezeption erfährt. – Der knappe Text, der sich in der Mitte von Platons umfangreichstem Werk, im siebten Buch der Politea, findet, wirft einen tiefen Blick in das Wesen des Menschen. Weithin bekannt sind jene Gefesselten, die auf Schatten starrend in einer Höhle leben und nur durch höhere Gewalt ihren Horizont erweitern können. Verunsichernde und schmerzhafte Schritte liegen vor ihnen um zu ihrem Heil jenseits der Höhle zu gelangen. ›Die Umwendung der ganzen Seele‹ ist zu vollziehen, vorbei an den Schattenspielern Kunst und Wissenschaft, das eigentliche Augenlicht entfaltend an Spiegelbildern, um endlich die alle Ursache tragende Sonne zu betrachten, und zuletzt die verbliebenen Gefesselten befreien zu wollen – doch von diesen aus Unmut erschlagen zu werden.

Schwer ist eine vergleichbar radikale Erkenntnisethik zu finden, wie die von Platon dargestellte. Die Bilder rühren an die tiefsten Schichten des menschlichen Seins und haben ihren Niederchlag selbst in Hollywoodfilmen erfahren. Der Text soll nicht einem philosophiehistorischen Fachpublikum vorgelegt werden. Vielmehr soll das Gleichnis als ein zu vertiefendes Bild leben, um die Fülle der enthaltenen Samen aufgehen zu lassen und einen eröffnenden Blick in die Gegenwart unseres Bewusstseins zu gewinnen. – Die Frage ›Was ist an der Zeit?‹ ist Anderzeit.

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